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Die Deut­schen spre­chen zu leise

Deutsche sprechen zu leise

Die Deut­schen spre­chen zu leise

Vie­le Men­schen in Deutsch­land spre­chen zu lei­se. Zu lei­se wofür? Um sich zu äußern? Um gehört zu wer­den? Nicht unbe­dingt. Aber zu lei­se, um gesund zu sein.

In unse­rer Nach­bar­schaft lebt ein Ehe­paar. Die bei­den sind weit in den 80ern und erstaun­lich fit. Sie bewoh­nen allei­ne ein Haus, pfle­gen den Gar­ten, fah­ren mit dem Auto ein­kau­fen… Bei­de sind schon etwas schwer­hö­rig und ‑soviel ich weiß- tra­gen bei­de kein Hör­ge­rät. Sie reden ein­fach lau­ter! Wenn man die grü­ßen will, muss man schon eher rufen. Wenn man sich die Hand gibt, hat man einen fes­ten Griff und kei­ne abge­stor­be­nen Kno­chen. Das mei­ne ich!

Unse­re Stim­me ist das Resul­tat eines kom­ple­xen Zusam­men­spiels vie­ler Mus­kel­sys­te­me im Kör­per. Wenn Du schon mal Sport gemacht oder eine Ahnung von Mus­kel­auf­bau hast, dann weißt Du, dass Mus­keln (genau wie die Per­sön­lich­keit) am Wider­stand wach­sen. „Man wächst mit den Auf­ga­ben“ ist auch ein schö­ner Spruch in die­sem Zusammenhang.

Mir geht es aber in ers­ter Linie um die tie­fe Atmung, die geför­dert wird, sobald wir unse­re Stim­me kraft­voll ein­set­zen. Und um die Hal­tung, wel­che die Vor­aus­set­zung ist, um die Stim­me und die Atmung kräf­tig zu benutzen.

Kom­pe­tenz-Zuschrei­bung und natür­li­che Autorität

Ich will nicht behaup­ten, nur wer laut ist, hat auch Erfolg. Es gibt Men­schen, die sich lei­se durch­set­zen und lei­se füh­ren. Und das ist völ­lig in Ord­nung. Es ist eine Fra­ge der inne­ren Ein­stel­lung, der Hal­tung und auch der Körpersprache.

Eine kla­re und kräf­ti­ge Stim­me ver­mit­telt aber grund­sätz­lich Ver­trau­en. Jemand, der laut und deut­lich redet (und nicht schreit oder brüllt, natür­lich!) ver­steckt sich nicht, hat ohren­schein­lich nichts zu ver­ber­gen. Wer vor­sich­tig auf­tritt, zurück­hal­tend und ängst­lich spricht, wird eher angezweifelt.

Mit­rei­ßend trotz Ein­satz von Tontechnik

Weil man­che Ver­an­stal­tun­gen drau­ßen statt­fin­den, ande­re rie­sen­groß sind oder weil man­che Räu­me ein­fach eine unge­nü­gen­de Akus­tik haben, kön­nen wir dank­bar sein, dass es Mikro­fo­ne und Ver­stär­kungs­tech­nik gibt. Aber Ach­tung: Das heißt nicht, dass Du Dich zurück neh­men soll­test, weil Du ein Mikro benutzt! Die Ton­tech­nik soll nur das aus­glei­chen, was Du sel­ber nicht leis­ten kannst. Vie­le Vor­trä­ge wer­den aber gäh­nend lang­wei­lig, weil die Reden­den kraft­los spre­chen. Dann geht der gan­ze Enthu­si­as­mus, die Leben­dig­keit und Dyna­mik ver­lo­ren. Guck Dir gute Pop-Sän­ge­rin­nen und ‑Sän­ger an. Die sin­gen immer mit Mikro­fon, aber auch mit vol­lem Ausdruck!

Mein Plä­doy­er

Man muss nicht immer laut spre­chen. Aber man soll­te es kön­nen. Man soll­te sich trau­en und es durch­aus auch ein­set­zen. Man wird anders wahr­ge­nom­men und sich auch selbst anders füh­len – kraft­vol­ler, wirk­mäch­ti­ger, füh­ren­der. Probier´s aus. Viel Erfolg!

© Anno Lau­ten 2019