Singen in Corona-Zeiten – jetzt erst recht.
Freude und Abwehrkräfte sind besonders wichtig in dieser Zeit. Singen ist super, egal ob schräg oder schön, „richtig“ oder „falsch“, alleine oder mit lieben Menschen. Hauptsache, Du tust es! Frei im Raum tönen, neue oder bekannte Melodien, laut oder leise, mit Gitarre oder Karaoke… Mein Credo lautet: Jeder Mensch kann singen.
Einfach singen, egal ob schön oder schräg, alleine oder mit anderen – denn Singen macht Freude, Mut und stärkt die Abwehrkräfte!
Die Reaktionen sind recht verschieden, wenn ich pfeifend und singend auf dem Gehweg unterwegs bin. Manche Leute freuen sich und haben plötzlich ein Lächeln im Gesicht. Manche reagieren gar nicht und andere ahmen mich impulsiv nach, manche äffen mich nach, weil es sie fasziniert, dass man so etwas machen kann, ohne sich aber aus sich selbst heraus zu trauen. Es ist einfach nicht üblich – leider. Das kannst Du ändern, denn dann sind wir schon zwei. Und vielleicht kannst Du Deine Freunde und Familie auch begeistern.
Zugegeben: Es passt nicht immer und man bekommt auch beim Musikgeschmack nicht leicht mehrere Menschen unter einen Schirm. Aber das sollte Dich nicht davon abhalten Gelegenheiten und Freiräumen zu finden, um es zu tun!
Ich singe gerne alleine, weil ich dann in meinem ganz eigenen Tempo, meiner Lautstärke und meiner Stimmlage frei singen oder auch einfach nur tönen kann. Ich muss mich nicht nach anderen richten und ein bestimmtes Lied singen mit Stimmenverteilung oder in einer Tonart, die mir nicht gut liegt.
Und ich singe auch gerne gemeinsam mit anderen. Mit meiner Tochter, meiner Frau oder mit Kolleg*innen, wenn wir uns auf Lieder einigen können. Es muss aber in der Gemeinschaft nicht zwingend zusammen gesungen werden, sondern auch Karaoke macht riesig Spaß und ist heutzutage so einfach: YouTube oder Spotify (o.ä. Anbieter) an und nach Lieblingsliedern in der Karaoke- oder Instrumental-Version suchen. Es gibt tausende! Und dann reihum singen. Einfach drauf los, sich trauen und gegenseitig ermutigen. Es geht um den Spaß, die Freude und das gute Gefühl. Wir wollen ja nicht (unbedingt) Stars werden. Viele Karaoke-Versionen liefern auch gleich den Text mit, den man ja nicht immer auswendig kann, und so kommt man schnell in Stimmung. Egal ist auch ob traurig, wild, romantisch oder rockig – jede Art zu singen ist gut, auf die man Lust hat.
Auf die richtige Tonlage achten!
Manchmal liebt man einen Song, der einfach zu tief oder (häufiger) zu hoch ist für die eigene Stimmlage. Dann suche nach einer anderen Version, die für Dich gut singbar ist, ohne dass Du Deinen Hals verrenkst und Dich heiser singst. Findest Du keine, willst aber dennoch unbedingt dieses Lied singen, dann lasse extreme Töne und Passagen einfach weg oder ersetze sie durch andere. Oder Du singst das Lied a cappella, also ohne Begleitung, in Deiner perfekten Stimmlage. Das ist vielleicht nicht ganz befriedigend, aber besser, als Deine Stimme zu schädigen.
Natürlich gibt es auch Töne, die man nicht erreicht, weil man es sich einfach nicht zutraut und dadurch die Energie blockiert. Man singt zu leise oder versucht einen speziellen coolen Sound (Stimmklang) zu imitieren und überfordert dadurch die Stimme und wird früher oder später heiser. Das ist nicht so schlimm, sollte aber nicht häufiger vorkommen, damit man sich keine schlechte Singweise angewöhnt. Auf jeden Fall solltest Du Dir gestatten, auch laut zu singen oder das Verfehlen eines (hohen) Tons mit Schmackes zu riskieren, anstatt ihn halbherzig oder verkrampft anzugehen. Der Leitspruch lautet: Sing wrong, but do it strong!
Ein bisschen Warm-up, Atem- und Stimmübungen sind natürlich auch sinnvoll. Das ist genau wie beim Sport. Wenn man untrainiert und ohne es gewöhnt zu sein einige anspruchsvolle Lieder singt, kann es durchaus zu stimmlicher Erschöpfung oder Überanstrengung kommen. Also Atemübungen (siehe auch weiter führende Links), Stimmübungen und dann mit einfachen, leichten, geschmeidigen Liedern anfangen und allmählich zu den anspruchsvollen hinarbeiten.
Du solltest Dich nach dem Singen immer besser fühlen, als vorher!
Vorsicht bei SingStarTM für PlayStationTM
Auch das macht Spaß – aber Vorsicht! Man darf die Bewertung nicht ernst nehmen: Wer bei SingStar gewinnt ist noch lange kein guter Sänger oder eine tolle Sängerin. Die Parameter, die dort geprüft werden sagen fast nichts über die Qualität eines Künstlers, ja noch nicht einmal eines ausgereiften Handwerkers (pardon, Mundwerkers!) aus.
Es geht um das Treffen der richtigen Töne und das Halten der vorgegebenen Dauer. Die Töne können aber auch oktaviert sein und ob man in der Popmusik einen Ton länger oder kürzer hält, ist Interpretationssache und sagt rein gar nichts darüber aus, wer besser oder schlechter ist im musikalischen Sinne. Die Gefahr besteht also darin, dass man sich nur noch darauf fokussiert, sich dem System des Spiels anzupassen und das gesunde, freie Singen aus dem Bauch heraus zu verhindern.
Es ist also eher sportlich zu werten, denn musikalisch. Und wenn man die Bewertung nicht so ernst nimmt und sich selber und auch gegenseitig erlaubt, „schlecht“ abzuschneiden, und dafür aber mit Gefühl zu singen – dann ist es eine schöne Beschäftigung.
(PlayStation und SingStar sind Marken von Sony Computer Entertainment)
Singend gesund: Mehr Mut zur Stimme
von Dr. Susanne Holst
Weihnachtslieder unterm Tannenbaum, das hat in vielen Familien noch Tradition. Singen im Alltag dagegen ist out: Volksweisen gelten als unmodern, vergessen ist das alte Liedgut. Selbst bei angesagten Popsongs gilt: Vor anderen die Stimme zu erheben, ist den meisten peinlich. Selber singen ist verpönt.
Zu Unrecht, denn Singen bringt außer Spaß auch Gesundheit. Experten kritisieren die Singabstinenz in Familien, Kindergärten und Schulen.
Ein ganzes Bündel förderlicher Folgen wird verschenkt: Die Kopfdurchblutung verbessert sich beim Singen, der ganze Körper wird stimuliert. Stimmbänder, Lunge, Herz, Zwerchfell, sogar der Beckenboden beginnt zu schwingen. Die Atmung wird tiefer und liefert mehr Sauerstoff.
Wer häufig länger singt, ist ausgeglichener und selbstbewußter, kann besser mit Sorgen und Stress umgehen. Alltagssänger sind lebensfroher und haben häufiger gute Laune. Sie sind hilfsbereiter und mehr in Kontakt mit ihren Mitmenschen. Schon 20 Minuten täglich ein Liedchen trällern – egal was und wie gut – das steigert die Leistungsfähigkeit enorm.
Bei Sorgen und Trauer kann Singen Lebenshilfe sein. Der Klang der eigenen Stimme beruhigt. Das schwingende Zwerchfell aktiviert das Sonnengeflecht, das regulierend auf das autonome Nervensystem einwirkt. Wer bei Angst lange genug singt, bekommt wieder einen klaren Kopf und kann angemessen handeln.
Bei Schulkindern fördern Gesang und Musizieren zudem Schlüsselfähigkeiten, mit denen es sich leichter und besser lernen lässt: Kreativität und Sprachgewandtheit etwa, Begeisterung und Motivation. Auch Gemeinschaft wird durch Singen unterstützt, wie im Gottesdienst, in Vereinen oder beim abendlichen Schlaflied. Die verbindende Atmosphäre schafft Nähe, Ruhe und Harmonie.
Also, mehr Mut zur eigenen Stimme! Im Auto oder im Badezimmer, beim Wandern oder der Hausarbeit – entrosten Sie Ihre Stimmbänder, singen Sie [nach den Feiertagen] einfach weiter und sich gesünder.
Weiter führende Links zum Thema:
Atem-Übung in meinem Podcast-Kanal auf upspeak
Singen und Tanzen in Zeiten der Corona-Pandemie
Lachen! Ähnlich gut wie das Singen und auch als Warm-up geeignet
Singen hat ähnliche Wirkung wie Yoga
Singen stimuliert Immunsystem
Neue Studie zeigt: Singen ist gesund
Glückserlebnis Singen
Musik machen und Singen sind Stimmungsaufheller ohne Nebenwirkungen
Singen stärkt die Abwehrkräfte
Copyright des Artikels by Anno Lauten 09.04.2020 (außer das Zitat von Susanne Holst)