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Räus­pern – was bedeu­tet das?

Räus­pern – was bedeu­tet das?

Wer kennt es nicht: Das Räus­pern gehört zum Vor­trag wie die Power Point zur Prä­sen­ta­ti­on. Dabei ist mei­ne ers­te Asso­zia­ti­on die eines ange­staub­ten Pro­fes­sors, der mit­hil­fe die­ses unschö­nen Lau­tens die Auf­merk­sam­keit und womög­lich den ihm gebüh­ren­den Respekt ein­for­dern will. Räus­pern klingt schroff und ist kein posi­ti­ves Signal – nicht an die Zuhö­ren­den und nicht an sich selbst. Es ver­mit­telt doch eher „reiß Dich zusam­men“, „ach­tung, jetzt zuhö­ren“ oder so. Es klingt nach Anstren­gung und Dis­zi­plin mit nega­ti­vem Geschmack. Doch was tun? Und wie­so räus­pert man sich überhaupt?

Die Stim­me ist ein Sys­tem. Ein Sys­tem im Kon­text unse­res indi­vi­du­el­len Gesamt­sys­tems. Die­ses wie­der­um ein­ge­bun­den in das gesell­schaft­li­che Sys­tem. Muss ich mich also räus­pern, weiß ich, dass es eine Fehl­span­nung im Sys­tem gibt, die ich jus­tie­ren soll­te, um Schlim­me­res zu ver­mei­den. Eine sinn­vol­le Inter­ven­ti­on kann sein, zu gäh­nen oder auch nur an Gäh­nen zu den­ken. Auch ein impul­si­ves Schnau­ben, ein genüss­li­ches Sum­men oder, wenn´s wirk­lich hart­nä­ckig ist, hus­ten. Es kann sein, dass die Ursa­che für das Räus­per­be­dürf­nis in einer Nacken- oder Rücken­ver­span­nung liegt. Wenn man weiß, dass das stimm­li­che Ergeb­nis nur dann gut sein kann, wenn Kör­per­auf­rich­tung, Atmung und Stimm­ap­pa­rat güns­tig zusam­men wir­ken, ver­steht man leicht, dass wie­der­keh­ren­de Sym­pto­me nicht mit Hus­ten­bon­bons oder Schmerz­mit­teln beho­ben wer­den können.

Der Bauch – unser emo­tio­na­les Kraftzentrum

Häu­fig liegt die Ursa­che für das Fremd­kör­per-Gefühl, wel­ches wir durch ein Räus­pern zu eli­mi­nie­ren trach­ten, gar nicht im Hals, son­dern im Bauch. Ja! Wenn wir uns in einer auf­re­gen­den, brenz­li­gen Situa­ti­on befin­den und ange­spannt sind, schlägt sich die­se Anspan­nung in unse­rer Stim­me nie­der. Die Fes­tig­keit in der Bauch­ge­gend führt zu einer Ver­fes­ti­gung der Keh­le und des Schleims. Um die Ursa­che zu „bekämp­fen“ soll­ten wir also bewusst mit unse­rer Wahr­neh­mung und unse­ren Gefüh­len umgehen.

Die Par­al­le­le zu ande­ren Appa­ra­ten oder Sys­te­men ist inter­es­sant: Ob Motor, Getrie­be, Netz­werk oder Team. Die lang­fris­ti­ge Leis­tungs­fä­hig­keit der ein­zel­nen Kom­po­nen­te oder Per­son ist immer nur so hoch, wie das abge­stimm­te Zusam­men­spiel. Die Larynx-Posi­ti­on, die Ven­til­span­nung, die Vis­ko­si­tät des Schleims und der Luft­druck wol­len opti­mal ein­ge­stellt sein, um ein über­ra­gen­des Ergeb­nis zu erzie­len. Und das nicht nur stimm­lich, son­dern in Hal­tung, Aus­druck, Inspi­ra­ti­on, Inno­va­ti­on, Spra­che, Kul­tur, um nur eini­ge Aspek­te einer außer­ge­wöhn­li­chen Pro­dukt-Prä­sen­ta­ti­on anzureißen.